Höhepunkt des Kirchenjahres
ist das am Sonntag nach Fronleichnam gefeierte „Titularfest der Bruderschaft vom heiligsten Sakrament des Altares“ oder kurz „Unadinger Fest“. Damit setzen die Gläubigen eine über Jahrhunderte gepflegte Tradition fort, die 1740 ihren Ursprung fand. Damals wurde von Pfarrer Johann Karl aus Löffingen das Bruderschaftsfest mit Genehmigung des Papstes Clemens XII ins Leben gerufen. „Es entstand aus großer, historischer alter Zeit und ist zum historischen religiösen Volksfest geworden“, beschreibt ein Sonntagsblatt aus dem Jahr 1930 das Unadinger Fest.
Bei der Gründung der Bruderschaft meldeten sich nach alten Unterlagen sämtliche Einwohner zur Aufnahme und „unterwarfen“ sich damit auch strengen Satzungen: Neben dem täglichen Gebet, dem jährlich viermaligen Beichten und Kommunionempfang, dem Besuch der Betstunden und der Teilnahme am großen und den vier kleinen Titular-Festen, am Allerseelen-Sonntag, Stephanusfest und Erzengelfest wurde auch die Begleitung von verstorbenen Mitgliedern zur letzten Ruhestätte vorgeschrieben. „Wann immer die Arbeit und die Umstände es zulassen, soll fleißig und andächtig den heiligen Messen beigewohnt werden“, ist aus den Satzungen zu entnehmen, deren Einhaltung mit Ablässen durch den Papst belohnt wurde. So etwa erhielten diejenigen Mitglieder, die mit heiliger Meinung wahrhaft Arme beherbergten, Fried und Einigkeit stifteten oder angeordneten Prozessionen beiwohnten, jeweils 60 Ablasstage.
Eine lebendige Bruderschaft
Als Zeugnis für eine lebendige und geistige Entwicklung der Bruderschaft gilt das große Titularfest, das seither jedes Jahr am Sonntag nach Fronleichnam gefeiert wird. Zu diesem höchsten Fest kamen auch die auswärts lebenden Bruderschaftsmitglieder heim, um gemeinsam die heilige Kommunion zu empfangen und der hochfeierlichen Prozession – diese wurde von der Bürgerwehr begleitet – und der Betstunde am Nachmittag beizuwohnen.
Doch auch andere Gründen dürften ausschlaggebend gewesen sein, wie man aus dem Sonntagsblatt von 1930 entnehmen kann: „Die da drüben wohnen dürfen, müssten dafür eigentlich jeden Tag eine Mark Steuer extra zahlen und das Geld sollte nach Sachsen abgeliefert werden“, soll ein vornehmer Herr einer sächsischen Gesellschaft gerufen haben, als diese von Döggingen her kommend zum Kuraufenthalt am Feldberg fuhren.
Zurück zur Bruderschaft: Erst 1855 gab Erzbischof Hermann von Vicari für die Bruderschaften Milderungen in Form von einfach gehaltenen Satzungen nach der Erzbruderschaft Corporis Christi, allmählich gingen die Bruderschaften unter und an einigen Orten blieb nur noch das „Fest“ übrig. Unadingen trat 1956 geschlossen der Erzbruderschaft bei und verpflichtete sich in althergebrachter, unwandelbarer Treue zur Wahrung des geistigen Erbgutes. 1930 wurden an den ersten Monatssonntagen von Mai bis Oktober Prozessionen mit dem Allerheiligsten durch das Unterdorf – ältester Teil der Gemeinde – abgehalten, zu neun Betstunden um sechs Uhr früh, zu den Frühfreitagen mit Messe, Heiligenfesten, vier Festtagen und zum historisch-religiösen Hauptfest, dem „Titularfest“, eingeladen.
Erhalten blieb bis heute in Unadingen nicht nur das Bruderschaftsfest, sondern auch die Tradition des Aufstellens von Altären und das Blumenteppichlegen entlang des Prozessionswegs. Es ließ sich nicht feststellen, ab wann am Prozessionsweg die vier Altäre aufgestellt wurden. Vermutlich waren ihre Vorgänger einfach blumengeschmückte Tische. Drei der Altäre hat der Bildhauer Hermann Moser um 1960 neu gestaltet. Entlang des Prozessionsweges steckten früher in den Rinnsteinen „die Maien“. Mit der Teerungung der Dorfstraße ging diese Sitte ein. Zahlreiche ehemalige Unadinger nutzen dieses Fest als Anlass für einen Besuch ihres Heimatdorfes.
Während anfänglich acht auswärtige Geistliche einen aufwendigen Rahem bildeten, ist seit der Reform von 1856 nur noch ein fremder Priester- in erster Linie als Festprediger – zu Gast. Bis in die Neuzeit hat die Pfarrgemeinde „Fest und vier Tage vorher den Herrgottstag (=Fronleichnam) in fast gleicher Form mit Hochamt und Prozession abgehalten.
Bereits um 17.00 Uhr am Vorabend wird das Fest mit Böllerschüssen ‚angeschossen‘. Am Festtag selber übernimmt dann der Musikverein um 5 Uhr morgens unter Begleitung von Böllerschüssen das Wecken. Dann wird von den Anliegern der Blumenteppich und die Blumenbilder vor der Kirche und den Altären gelegt. Der Unadinger Blumenteppich geht von der Kirche durch das Unterdorf (Karl-Behringer-Str., Gauchachstr. bis zum Gasthof Hirschen und ist insgesamt 800m lang. Mittlerweile sind für diejenigen Abschnitte die von den Anliegern nicht mehr gelegt werden können die Landfrauen, die Landjugend und der Pfarrgemeinderat eingesprungen. Das besondere am Unadinger Blumenteppich ist wohl auch, dass dieser jedes Jahr egal, ob die Vegetation viel oder wenig Blumen hergibt, gelegt wird.
Weltliche Feier schließt sich an
Um 9.15 Uhr treffen sich Feuerwehr und Musikkapelle am Rathaus zund ziehen gemeinsam zur feierlichen Festmesse die um 9.30 Uhr beginnt unter Mitwirkung des Kirchenchores. Daran schließt sich die sehr eindrucksvolle Sakramentsprozession an entlang der Blumen geschmückten Straße durch das Unterdorf, an der sich Kichenchor, Musikverein, Feuerwehr, Trachtenträgerinnen, Landjugend (mit den Statuen der hl. Maria und des hl. Josef) sowie die Erstkommunionkinder beteiligen. Um 14 Uhr wird zur feierlichen Vesper in die Pfarrkirche eingeladen, die vom Musikverein und dem Kirchenchor mit der deutschen Vesper umrahmt wird. Dort erfolgt die Aufnahme der Erstkommunikanten in die Bruderschaft sowie der Ehrung der vor 50 Jahren in die Bruderschaft aufgenommenen Jubilare. Danach findet die weltliche Feier in Beiles Garten bzw. der Bürgerhalle statt, wozu der Musikverein aufspielt.
Von Christa Maier u. Auszüge aus der Chronik Emil Ketterers